Landschaft und Gesicht – Unter diesem Motto zeigt Das Verborgene Museum vom 3. April bis 27. Juli 2014 eine dialogisch konzipierte Bildschau - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 28.03.2014


Landschaft und Gesicht – Unter diesem Motto zeigt Das Verborgene Museum vom 3. April bis 27. Juli 2014 eine dialogisch konzipierte Bildschau
AVIVA-Redaktion

Eine umfassende Werksammlung macht die Arbeiten von 25 vergessenen Malerinnen und Fotografinnen des letzten Jahrhunderts sichtbar. Zwei erstmals in Berlin ausgestellte Gemälde von Lotte Laserstein und Ilse Heller-Lazard...




... stehen im Fokus der Ausstellung.

Rund 70 Exponate, Gemälde und Fotografien, wurden von Chefkuratorin Marion Beckers und Leiterin Elisabeth Moortgat unter thematischen, stilistischen, zeitgeschichtlichen oder medialen Aspekten seriell zu Bildpaaren gruppiert oder werden als singuläre Einzelstücke präsentiert.

© Das Verborgene Museum e.V.
Frieda G. Riess (1890-1955?), Die Schriftstellerin Claire Goll, um 1925, Silbergelatinepapier, 21,2 x 15,6cm


Im Fokus der Veranstaltung stehen zwei Gemälde von jüdischen Künstlerinnen, die beide zum ersten Mal in Berlin zu sehen sind: Der "Weibliche Kopf in Grün", entstanden um 1913, von Ilse Heller-Lazard (1883-1932) und das Sitzbildnis einer jungen, modisch gekleideten Südeuropäerin, die "Spanische Frau", 1931, von Lotte Laserstein (1898-1993). Außerdem zu sehen sind Gemälde und Fotografien von Ursula Arnold, Frieda G. Riess, Eva Besnyö, Lotte Jacobi, Käthe Löwenthal, Else Lohmann, Gerda Rotermund, Yva und vielen weiteren Künstlerinnen.

Das Gemälde "Weiblicher Kopf in Grün" von Ilse Heller-Lazard ist eine Gesichtslandschaft par excellence und zeigt die für den Expressionismus typische Dominanz der Farbe über die Form. Die jüdische Künstlerin Ilse Heller-Lazard nahm zwischen 1911 und 1915 Unterricht bei dem deutsch-lettischen Maler Johann Walter-Kurau (1869-1932) in Dresden. Dort ließ sie sich von der Kunst der französischen Fauves und der Brücke-MalerInnen inspirieren und erlernte die Palette der expressionistischen Farbarchitektur. Vielfach arbeitete die Künstlerin mit der Farbe Grün, dem Farbton sommerlicher Gestimmtheit. Dem "Grünen Kopf" mit den niedergeschlagenen Augen aber gab sie durch intensives Schwarz einen kontrastierenden Farbklang.

© Das Verborgene Museum e.V.
Ilse Heller-Lazard (1883-1932) Weiblicher Kopf in Grün, o.J. (um 1913), Öl auf Malkarton, 30,5 x 33cm


Das erstmals in Berlin exponierte Gemälde "Spanische Frau" der jüdischen Künstlerin Lotte Laserstein präsentiert den Typus moderne Frau: Die dunkelhaarige Spanierin wirkt in gedeckten weißbraunen Tönen wie die meisten ihrer Kolleginnen sachlich und modisch-elegant. Ein kräftiger Schatten zeugt von einfallendem Sonnenlicht. Die Spanierin vertritt den neuen Frauentypus, der vor allem durch Fotografien in Journalen und Magazinen der Zwanziger Jahre, darunter die Praktische Berlinerin bekannt geworden ist. Auch die in der Ausstellung präsentierten Fotografien von Marianne Breslauer und die Arbeiten von Yva und Lotte Jacobi halten den "neuen" Frauentypen – die Sportliche, die Elegante und Kokette – fest.

© Das Verborgene Museum e.V.
Lotte Laserstein (1898-1993) Spanische Frau, 1931, Öl auf Papier, 70,6 x 53,5cm


Das Verborgene Museum e.V. wurde 1986 in Berlin gegründet - mit dem Ziel, Lebenswerk und Lebensgeschichte von in Vergessenheit geratenen Künstlerinnen bekannt zu machen. Die Initiative zur Gründung des Museums gab eine Untersuchung in den West-Berliner Museen zwischen 1984 und 1987. Eine Sammlung künstlerischer Arbeiten von über 500 Künstlerinnen wurde damals in den Archiven entdeckt.
Seitdem präsentiert und dokumentiert Das Verborgene Museum die Lebenswerke von Künstlerinnen aller Gattungen - Malerinnen, Fotografinnen, Bildhauerinnen und Architektinnen. Weltweit ist es die einzige Einrichtung, die sich um die öffentliche Präsentation und wissenschaftliche Aufarbeitung der Lebenswerke von Künstlerinnen zurückliegender Jahrhunderte kümmert.

In Kürze wird ein Interview mit Chefinkuratorin Marion Beckers und Leiterin Elisabeth Moortgat vom Verborgenen Museum auf AVIVA-Berlin veröffentlicht.

DAS VERBORGENE MUSEUM
Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.

Schlüterstraße 70
10625 Berlin
Tel.: 030 - 313 36 56
Öffnungszeiten: Do & Fr 15 - 19Uhr, Sa & So 12 – 16Uhr
Eintritt: 2 Euro, ermäßigt 1 Euro
www.dasverborgenemuseum.de


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Glamour. Das Girl wird feine Dame – Frauendarstellung in der späten Weimarer Republik

Die Riess. Fotografisches Atelier und Salon 1918 bis 1932

Eva Besnyö

Marianne Breslauer - Unbeobachtete Momente

Die Tänzerin Tatjana Barbakoff

Trude Fleischmann

Drei Fotografinnen. Eine Doku von Antonia Lerch

Ellen Auerbach. Das dritte Auge

Eine Frau mit Kamera - Liselotte Grschebina. Deutschland 1908 - Israel 1994

Ruth Jacobi - Fotografien

Gisèle Freund. Photographien & Erinnerungen

Helen Levitt – Fotografien 1937-1991

Changing New York 1935-1939 fotografiert von Berenice Abbott

Happy birthday, Lotte Jacobi

(Quelle: DAS VERBORGENE MUSEUM Dokumentation der Kunst von Frauen e.V., AVIVA-Berlin)




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Beitrag vom 28.03.2014

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